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stillen

  • rahelmeshorerharim
  • 19. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit



Vor einiger Zeit kam mein Muttermilchschmuck an, den ich bestellt hatte. Und irgendwie habe ich erst in diesem Moment, als ich diese Perle aus Muttermilch, meiner Muttermilch, in der Hand hielt, angefangen zu verstehen, wie verrückt diese Sache mit dem Stillen eigentlich ist.


Ich erinnere mich noch lebhaft an den Moment, als ich entdeckte, dass mein Körper einige Wochen vor der Geburt der kleinen Bohne bereits Kolostrum produziert hatte. Und an jenen, als die kleine Bohne eine Stunde nach ihrem Ankommen auf dieser Welt bereits nach meiner Brust suchte, als wüsste sie ganz genau, was sie tut. (Und eigentlich tat sie das ja auch, nur fällt es schwer, dies einem eine Stunde alten Wesen zuzugestehen.)


Ich fühlte unendliche Ehrfurcht vor meinem Körper und meinem kleinen Kind, als  es in den ersten Tagen fleissig "cluster feeding" betrieb und ich stundenlang stillend auf dem Sofa lag (nicht, dass ich was anderes vorgehabt hätte) und ich dank unseren Hebammen wusste, dass die kleine Bohne sich gerade ihre Milch für die kommenden Stunden und Tage bestellte und mein Körper durch das viele Stillen die Milchmenge auf die Bedürfnisse meines Kindes einstellte.


Ich sass (gefühlt) in Milchpfützen und nassen T-Shirts auf dem Bett und fühlte mich wie eine eklige, klebrige Milchkuh. Mein Partner tröstete mich damit, dass ich immerhin eine Milchkuh sei, die ihr Kind ganz alleine mit ihrem Körper ernährt und es nicht nur am Leben erhält, sondern es sichtbar prächtig gedeihen liess.


Ich investierte viele Stunden meines Schlafes in nächtliches Stillen und zu wissen, dass es eine Investition war - in die Gesundheit der kleinen Bohne, in ihre selbstbestimmte Entwicklung, in unsere Bindung - und nicht nur der Verzicht, nach dem es sich so oft anfühlte, half über viele Momente der körperlichen und mentalen Erschöpfung hinweg.


Als die kleine Bohne sich mit 15 Monaten selbst abstillte und nach vier Tagen offenbar keinen blassen Schimmer mehr davon hatte, was diese zwei Dinger an Mamas Körper sind, war ich zugegebenermassen etwas konsterniert. Die neugewonnene Freiheit war anfangs bittersüss: Ich hatte selbst ans Abstillen gedacht, aber ohne Druck - wie schön, dass die kleine Bohne den Zeitpunkt selbst bestimmen konnte. Dass sie plötzlich mehrheitlich durchschlief (keine selbstverständliche Folge des Abstillens). Und doch fehlte mir das Stillen manchmal - wenn sie krank war, die Zähnchen schmerzten, wenn sie traurig oder überreizt war. Es gab diese Momente des Rückzugs nicht mehr, in welchen wir nur einander gehörten.


Ich gebe zu: Ich habe es auch genossen, dass es etwas gab, das nur ich tun konnte und keine übereifrige Schwiegermutter oder Freundin. Dafür gibt es nun andere Momente! Und dass ich seit dem Abstillen nicht mehr krank werde, sobald jemand in 100 Metern Entfernung einmal hustet, ist mir auch ganz recht. Das Wissen, dass mein Immunsystem angreifbarer war als sonst, da mein Körper über die Muttermilch zuerst mein Kind mit Antikörpern versorgte und dadurch schützte oder bei der Heilung unterstützte,  liess mich auch die zehnte Erkältung des Winters noch gut überstehen.


Und ebenso das Wissen darum, dass alles nur eine Phase ist. Das ist oftmals ein Trost, und ganz manchmal doch auch ein Grund zur Wehmut.


 
 
 

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