pädagogisch wertvoller Orangensaft

Kürzlich hörte ich während des Putzens eine Folge des Podcasts "Anthroposophie zur Sache" zum Thema Medienpädagogik. Die Moderatorin Franka Henn fragte die Zuhörenden und wohl auch sich selbst in der Einleitung:

"Was bedeutet das für das Kindsein, wenn man in einer Welt voller nicht-sinnlicher Bilder aufwächst? Wenn man früh mehr weiss als man sieht oder erlebt?"

Besonders die zweite Frage beschäftigte mich in den folgenden Tagen, und in Bezug auf die wirklich noch kleine Bohne insbesondere der Aspekt des sinnlichen Erlebens. Gerade Säuglinge und in Teilen auch noch Kleinkinder erschliessen sich ihre Umwelt ja zunächstd vor allem über das Tasten mit Händen und Lippen, das Schmecken und Riechen.

Heute Morgen waren wir einkaufen und ich hatte die Flasche mit Orangensaft schon in der Hand, als mir diese Frage wieder einfiel. Die kleine Bohne hat zwar schon oftmals Orangensaft getrunken, an Orangenschnitzen gesaugt und mit ganzen Orangen gespielt. Aber sie weiss nicht, dass der Saft in der Flasche und in ihrem Glas aus der runden, ganzen Orange kommt, weil sie dies nie gesehen, nie erlebt hat. Also habe ich die Flasche zurückgestellt und wir haben ein Netz mit frischen Orangen gekauft (was sogar noch günstiger war).

Zuhause haben wir zusammen zwei Orangen aufgeschnitten, die kleine Bohne hat daran gerochen und gelutscht, dann haben wir die vier Hälften gemeinsam ausgepresst. Als die kleine Bohne den Saft in der Presse sah, machte sie einen erstaunten Laut und schaute genaustens in die nun leere Orangenhälfte hinein und dann wieder ins Gefäss. Auch als sie den Saft in ihrem Becher vor sich hatte, blickte sie vor jedem Schluck lange hinein und schwenkte den Becher hin und her.

Und ich freute mich über diesen einfachen Weg, der kleinen Bohne eine sinnliche Erfahrung ermöglicht zu haben und über diesen kostbaren Impuls aus dem Podcast - und über den frischen Orangensaft in meinem Glas.